Ruhe in Frieden!
Über ein loses dunkelgraues Gewand aus Damast trug Anne einen Hermelinmantel, ihr Unterrock war karmesinrot und ihr Haar war unter einer weißen Leinenhaube gehalten. Sie war vermutlich 35 oder 36 Jahre alt.
So schritt sie ruhig zum Schafott, obwohl sie sich ab und zu umdrehte. Sie gab dem Henker von Calais Geld für seine Dienste und vergab ihn für das, was er bald tun würde(so war es damals üblich). Es gibt keine genaue Überlieferung wer den Henker für 24 Pfund anforderte.
Der französische Henker benutzte ein Schwert, damals wurde meist eine Axt verwendet. Das Schwert ermöglichte eine schnellere Exikution. Zudem konnte Anne so aufrecht knieen und musste nicht ihren Kopf auf einen Block ablegen.
Der schnelle Tod und das aufrechte Knieen als Zeichen der Würde war ein letztes Geschenk von Henry an Anne.
Bevor der Henker von Calais Anne hinrichtete, sprach sie folgende Rede:
Gute christliche Leute, ich bin hierher gekommen, um zu sterben,
denn gemäß dem Gesetz und durch das Gesetz wurde ich verurteilt zu sterben,
und daher werde ich nicht dagegen sprechen.
Ich bin hierher gekommen weder, um einen Menschen anzuklagen,
noch irgend etwas darüber zu sagen,
weshalb ich angeklagt und zum Tod verurteilt wurde.
Aber ich bete: Gott schütze den König.
Möge er noch lange über euch herrschen.
Denn einen sanftmütigeren und nachsichtigeren Fürsten als ihn gab es nie.
Mir war er stets ein guter, freundlicher und gnädiger Herr.
Und wenn irgendeine Person sich in meine Sache einmischt,
so verlange ich von ihr, aufs Beste zu urteilen.
Und so nehme ich meinen Abschied von der Welt und Euch allen,
und ich wünsche mir herzlichst von Euch, für mich zu beten.
O Herr, habe Gnade mit mir, zu Gott empfehle ich meine Seele.
An Jesus Christus empfehle ich meine Seele, Herr Jesus empfange meine Seele
Der Henker hatte sein Schwer unter dem Stroh auf dem Schafott versteckt damit Anne es nicht sah. Er rief zu den Menschen, die an den Stufen des Schafotts standen "Bring ,or das Schwert." Instinktiv drehte sich Anne trotz ihrer verbundenen Augen Richtung Stufen, so dass ihr Hals in einer "guten" Position zur Enthauptung hatte. Der Henker zog sein Schwert hervor und verrichtete sein Werk.
Allerdings wurde vergessen für Anne einen Sarg anzufertigen so das ihr Leichnam in einer Pfeilkiste bestattet wurde. Ihr Leib wurde entkleidet und fand mit dem eigenen Kopf im Arm in der Tower-Kapelle neben ihren Bruder die letzte Ruhe.
Der Hofdichter Thomas Wyatt, ein Verehrer Annes, beobachtete die Hinrichtung seiner Angebeteten von seiner Zelle aus und schrieb zu ihren Tod "Der Fall aus großer Höhe ist schmerzvoll und seid gewiss: Donner grollt um Engllands Thron." (Zitat aus "Sex and Crime auf Königsthronen" von Sabine Werz)
Die Frau, für die der König mit der katholischen Kirche brach und seine erste Frau verstieß, hatte ein tragisches Ende und ging nicht nur deswegen in die Geschichte ein.
Es heißt, zum Zeitpunkt von Annes Tod sollen sich die Kerzen an Catalinas Grab selbst entbrannten und beim Deo Gratias wieder erloschen. Ebenso berichteten viele Menschen von Hasenscharen, die auch am Jahrestag Annes wieder auftauchten. Der Hase galt damals als Hexensymbol.
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