Oft wird von einer Scheidung zwischen Catalina de Aragón und Henry VIII. gesprochen, aber es gab damals gar keine Scheidung im modernen Sinne. Es handelt sich hier um eine Annullierung der Ehe, also dass die Ehe für von Anfang an für ungültig erklärt wird.
Henrys Gründe für eine Annullierung
Es wäre zu einfach nur einen Grund für die Eheannullierung zu nennen, denn es spielten viele Faktoren für diese Entscheidung. Insgesamt sind wohl drei Gründe für den Wunsch nach einer Annullierung zu verzeichnen.
So paradox es zu nächst erscheinen mag ist der erste Grund echte Gewissenskonflikte Henrys zu nennen. Für Geschichtsneulinge: Catalina war die Witwe von Henrys älterem Bruder Arthur, der nur wenige Monate nach der Hochzeit verstarb. Daher benötigte die Ehe zwischen Henry und Catalina einen päpstlichen Dispens, da sie nach damaliger Sicht als Geschwister galten.
Die Ehe verlief glücklich und basierte auf Liebe, allerdings zweifelte der König langsam, da zwar Tochter Mary zur Welt kam, aber der männliche Thronerbe ausblieb. Henry war tatsächlich ein religiöser Mensch und sah das als Strafe Gottes.
Was viele Menschen nicht wissen, noch vor der Ehe zwischen Henry und Catalina hatte im Jahre 1509 der Erzherzbischof von Canterbury, William Warham, ernsthafte Bedenken bezüglich des (zu dieser Zeit) sechs Jahre alten Dispens. Dieser Dispens war von Papst ausgestellt und erlaubte Henry und Catalina die Ehe zuschließen, jedoch in der Annahme, dass Catalina und Henrys Bruder Arthur die Ehe vollzogen haben.
Und so kommen wir direkt zum zweiten Beweggrund zu Henrys Annullierungswunsch: Der Wunsch nach einen Sohn. Henry, der das blutige Chaos des Erbfolgekrieges, auch Rosenkrieg genannt, in England kannte bevor sein Vater den Thron bestieg. Daher hatte er die Befürchtung, dass ein fehlender männlicher Erbe England wieder in solch ein Chaos stürzen könnte. Denn einige Adlige hatten einen Thronanspruch h und erneut könnte ein Erbfolgekrieg ausbrechen.
In England war es zwar nicht unmöglich eine Frau als Thronerbin einzusetzen, aber die Nachfolge wäre anfechtbar, insbesondere bei einer Heirat von Henrys Tochter Mary mit einem ausländischen Fürsten. Dennoch erhielt Mary den Titel „Prinzessin von Wales“ – ein Titel der traditionell an den zweiten Thronfolger ging.
Was erschwerend dazu kam: Die Ärzte waren sich einig, dass die inzwischen über 40 jährige Catalina keine Kinder mehr bekommen würde.
Nicht zuletzt ist aber auch ein weiterer und dritten Grund zu nennen: Die Liebe zu Anne Boleyn. Zwar stellen sich viele Menschen Henry als Lüstling vor, allerdings kann man ihn nur zwei außereheliche Affären nachweisen. Im Gegensatz zu anderen Fürsten seiner Zeit, zum Beispiel Franz I., war Henry ein überwiegend treuer Mann, der Catalina meist nur während ihrer zahlreichen Schwangerschaften fremdging.
Zudem sind 17 Liebesbriefe Henrys an Anne dokumentiert, die er ca. zwischen 1527 bis 1529 schrieb. Erstaunlicher sind diese Briefe besonders, wenn man von Henrys Schreibfaulheit weiß. Das wird unteranderem dadurch deutlich, dass sein Lordkanzler Kardinal Thomas Wolsey ihn immer wieder die Kurzfassungen der diplomatischen Korrespondenzen vorlegen und für ihn die Entwürfe der königlichen Schriften verfassen. Ab 1512 hatte Henry sogar einen Stempel mit seiner Unterschrift um diese nicht selbst schreiben zu müssen. Und wenn man dann die zahlreichen Briefe an Anne bedenkt, die übrigens sehr romantischer Natur waren, kann man sehen wie viel Anne ihn bedeutet hat. Und vermutlich erwiderte Anne diese Zuneigung.
Übrigens: Diese Liebesbriefe befinden sich heute im Besitz des Vatikans.
Möglichkeiten zur Annullierung
Henry und sein Vertrauter, Kardinal Wolsey, grübelten also über die Möglichkeiten um das Ziel der Annullierung zu erreichen.
Erste Möglichkeit
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Kardinal Wolsey |
Tatsächlich fiel Wolsey sogar eine recht einfache Möglichkeit ein. Wenn Henry diesen Weg eingeschlagen hätte, wäre die Geschichte wohlmöglich völlig anders verlaufen.
Diese Möglichkeit wäre wohl für alle Seiten angenehmer verlaufen. Catalina beharrte darauf, dass sie nicht mit Arthur geschlafen hatte und jungfräulich in die Ehe gegangen sei. Die Aussage ist durchaus realistisch, da Arthur kurz nach der Hochzeit schwer erkrankte und schließlich nach nur wenigen Monaten Ehe starb.
Der päpstliche Dispens, der damals erteilt wurde, war ein Impedimentum. Diese Art von Dispens bezog sich auf das Ehehindernis der Schwägerschaft, also der Verwandtschaft 1. Grades und damit bezog er sich auf eine vollzogene Ehe. Wenn man also von Catalinas Jungfräulichkeit ausgeht, wäre der Dispens ungültig.
Ein anderer Dispens wäre nötig, nämlich ein Dispens für Ehehindernis der öffentlichen Ehrbarkeit. Solch ein Dispens war zwar damals beantragt worden um Catalina rund um abzusichern, wurde aber nie ausgestellt.
Mit dieser Möglichkeit hätte auch der Papst seine Würde bewahrt, da der Dispens von seinen Vorgänger erteilt wurde und lediglich auf eine Fehlinformation beruhte. Somit würde die Gültigkeit des Dispens nicht per se angezweifelt, er wäre nur formal und juristisch falsch. Die Ehe wäre dann nach kanonischen Recht ungültig.
Diese Möglichkeit war daher eine chancenreiche Möglichkeit. Aber wieso wurde nicht dieser Weg gegangen? Man kann nur vermuten. Möglicherweise lag es daran, dass Henry Wolsey nicht mehr so vertraute und den Vorschlag daher einfach ablehnte. Außerdem müsste der Papst die Argumentation akzeptieren. Außerdem kam der Vorschlag zu spät – Henry hatte schon die 2. Möglichkeit in Angriff genommen.
Zweite Möglichkeit
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Arthur Tudor |
Diese Idee hatte Henry selbst und arbeitete mit der Bibel für seine Sache – was das Ganze noch verworrener machte.
Es gab zwei Bibelstellen, die Henrys Sache unterstütze und eine, die dem wiedersprach.
Leviticus 20,21: „Nimmt jemand das Weib seines Bruders, so ist das abscheulich; er hat seines Bruders Blöße enthüllt; sie werden kinderlos bleiben.“ – Damit war die Ehe nach göttlichem Recht verboten und auch kein Papst könnte das mit einen Dispens ändern.
Die andere Bibelpassage widersprach dem völlig. Deut 25,5 „Wohnen Brüder beisammen und stirbt einer von ihnen, ohne einen Sohn zu haben, dann soll sich die Frau des Verstorbenen nicht nach auswärts an einen fremden Mann verheiraten. Ihr Schwager gehe zu ihr ein, nehme sie zur Frau und leiste an ihr die Schwagerpflicht.“
Aber auch gegen Vers fand sich ein Gegenargument: Diese Ehe wäre eine Leviratsehe und damit nicht üblich im katholischen Glauben, die nach kanonischen Recht urteilte. Also wäre dieser Bibelvers nur für Juden gültig.
Allerdings funktionierte nur die Argumentation bei einer vollzogenen Ehe Catalinas und Arthurs. Außerdem müsste der Papst eingestehen, dass sein Vorgänger über seine Kompetenzen handelte. Aber eine Eheannullierung wäre damit auch ohne Papst möglich gewesen.
Jahre bis zum Ja-Wort
Da Henry nicht eingestehen konnte, dass er log als er Catalina der vollzogenen Ehe mit seinen Bruder bezichtigte, fiel damit die erste und einfachere Möglichkeit weg.
1527
Nun lag es an Wolsey zu beweisen, dass die Ehe vollzogen wurde. Zunächst befragte er 1527 den fast 80 jährigen Bischof Fox. Aber er befragte ihn auch dazu, ob Henry von seinen Vater zur Ehe von seinen Vater gezwungen wurde.
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Karl V. |
Gleichzeitig berief Wolsey am 17. Mai 1527 ein kirchliches Gericht ins Leben, dass aus ihm und dem Erzbischhof Warham bestand, der wie bekannt ja schon vor der Eheschließung an der Gültigkeit zweifelte. Von dieser Sitzung in Wolseys Stadtpalast York Place waren nur acht Personen anwesend – Catalina wusste allerdings nichts. Henry und Wolsey hatten geplant, dass der König vom Gericht wegen gesetzwidrigen Verkehr mit der Witwe seines Bruders hatte und nach einen Schuldbekenntnis Henrys sollte eine Trennung der Eheleute verfügt werden. Insgesamt drei Sitzungen blieben ergebnislos, weshalb ist allerdings nicht bekannt.
Dennoch wurden heimlich die Bischöfe Englands dazu aufgefordert Stellungnahme zu der Ehe abzugeben. Die meisten antworteten wie gewünscht. Jedoch war John Fisher, Bischof von Rochester, der Ansicht, dass der erteilte Dispens von 1503 durch Julius III. gültig sei. Dies begründete er damit, dass dem Papst die Macht von Christi erhalten hat, widersprüchliche Bibelpassagen aus zu märzen.
Zu diesem Zeitpunkt erfuhr Catalina von Henrys Annullierungsabsichten, wie ist allerdings nicht bekannt. Nun beteuerte sie gegenüber Henry vehement ihre Jungfräulichkeit zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung und kündigte an, dass sie sich gegen diese „Scheidung“ wehren würde.
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Clemens VII. |
Wolsey wollte nun abwarten was der Papst und der französische König François I (deutsch: Franz I.) zu dieser Angelegenheit sagen und reiste daher nach Amiens. Ohne den Rat und dem Wissen Wolseys entsendete Henry seinen Sekretär Dr. Knight nach Rom um den Dispens zu erhalten, der ihn später erlauben sollte Anne zu ehelichen, da ihre Schwester Mary einst Henrys Geliebte war und damit nach katholischer Sicht mit Henry „verwandt“ war – also auch mit Anne selbst.
1527 lagen die Karten für Henrys Wunsch nicht schlecht. Obwohl der Papst Clemens VII. im Mai in der „Gefangenschaft“ von Catalinas Neffen, Kaiser Karl V.(da er die Kaiserwürde als römisch-deutscher Kaiser erhielt, wird hier die deutsche Schreibweise verwendet) war und ansehen musste, wie Karl V. Rom eroberte und plünderte. Clemens VII. konnte im Herbst nach Orvieto fliehen und war daher nicht mehr in direkter Gewalt er benötigte Unterstützung. Er konnte sich einen „Knatsch“ mit Henry nicht leisten, allerdings auch keinen Ärger mit Karl V. Daher blieben Wolseys Bitten an den Papst unfruchtbar, der nur ausweichende Antworten gab.
1528
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Mary - Tochter von Katharina und Heinrich |
Jedoch versprach Clemens VII. am Neujahrstag 1528 den gewünschten Dispens zur Ehe mit Anne Boleyn – aber erst bei Annullierung der Ehe mit Catalina. Alles zog sich weiter hin, aber im Juli erteilte der Papst Wolsey die Dekretal-Vollmacht, die ihn erlaubte zusammen mit Kardinal Campeggio, den Bischof von Salsbury, als Richter in Heinrichs Annullierungsprozess agieren dürfen.
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Henry Fitzroy
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Allerdings brauchte der alte, gebrechliche Campeggio lange für die Reise nach England. Zudem erhielt er in Paris ein Schreiben des Papstes, in dem er den Auftrag erhielt eine Versöhnung zwischen Henry und Catalina herbeizuführen und durfte kein Urteil im Annullierungsprozess fällen. Außerdem sollte er den Prozess weiter hinausziehen, was ihn durch die langsame Reise nach London gelang.
In London angekommen versuchte er Catalina zu überreden in ein Kloster zu gehen, allerdings vergebens. Also versuchte Campeggio Henry von dem Wunsch einer Annullierung abzubringen, auch das vergebens. Sein Vorschlag, Henrys Tochter Mary mit seinen unehelichen Sohn Henry Fitzroy zu verheiraten, natürlich mit päpstlichen Dispens, konnte Henry auch nicht dazu bewegen.
1529
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Kardinal Campeggio |
Am 31. Mai wurde in Blackfriars ein Konvent von Wolsey und Campeggio eröffnet. Catalina, die in der zweiten Sitzung anwesend war, lehnte die Richter diesen Konvent ab. Henry wollte ein Urteil und erklärte, dass er von Beginn der Ehe Skrupel empfand, aber wegen seiner Liebe zu Catalina hätte er so lange geschwiegen und wünschte sich innig eine gültige Ehe. Daraufhin erwiderte Catalina, dass man so ein langes Schweigen nicht brechen sollte. Zudem drängte sie darauf den Fall nach Rom zu verweisen. Henrys gegenargumentierte, dass in Rom Carlos V. die Macht hätte und keine objektive Beurteilung möglich sei. Anschließend fiel Katharina auf die Knie und appellierte an Henry, er solle doch auf seine, auf ihre und ihrer Tochter Ehre Rücksicht nehmen. Nach dieser Verhandlung trat Catalina niemals mehr vor den Konvent.
Die Befragung von Zeugen fand also ohne Catalina statt. Die Zeugen, ehemalige Hofdamen, Edelleute, etc., berichteten, dass Arthur nach der Hochzeitsnacht völlig ausgelaugt und blass war. Am nächsten Morgen soll er hastig das verlangte Getränk zu sich genommen haben und zu seinen Kammerherren sagte, er wäre diese Nacht „in Spanien“ gewesen.
Gleichzeitig versuchte Wolsey zu verhindern, dass der Prozess tatsächliche nach Rom überging und beauftragte damit den in Rom anwesenden Agenten, Gregory di Casale. Jedoch vergeblich: Am 6. Juli teilte der Papst Casale mit, dass der Annullierungsprozess nach Rom ging. Wolsey und Campeggio erhielten diese Nachricht am Abend des 22. Juli – einen Tag vor der nächsten Sitzung. Campeggio hatte ohnehin die Dekretal-Vollmacht längst verbrannt.
Am 23. Juli wurde also dem Konvent diese Nachricht überbracht mit der Begründung, dass die Dokumente zu zahlreich seien und dass der Prozess bis Oktober verschoben werden müsse. Nach dieser Kunde schlug der Herzog von Suffolk wütend mit den Worten „In England ging es noch nie fröhlich zu, wenn Kardinäle in unserer Mitte waren.“ auf den Tisch. Daraufhin verlies Henry die Sitzung. Da Suffolk diese Geste nach seiner Abwesenheit wiederholte, kann man davon ausgehen, dass diese mit Henry abgesprochen war.
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Thomas More |
Mit diesem Entschluss war Wolseys „Karriere“ besiegelt. Schon zuvor waren er und Henry öfters aneinander geraten, seine Gunst nahm stetig ab. Vermutlich auch durch Anne Boleyn, die eine Gegnerin des Kardinals war. Wolseys Sturz soll an anderer Stelle näher erläutert werden.
Als neuer Lordkanzler trat Thomas More in das Amt, ein erfahrener Jurist und Humanist mit internationalem Ruf, der Wolseys Reformen fortführte. Da More gegen die Annullierung der Ehe war trat an anderer Stelle jemand für Henrys Belangen ein. Thomas Cromwell, bewandert im Bankgeschäft und Justizwesen, wurde zu Henrys rechter Hand.
1530
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François I. |
Im Juni unterschriebe die Mehrheit des Great Council, eine Versammlung des englischen Adels, einen Brief an den Papst um diesen von der Annullierung zu überzeugen. Gleichzeit konsultierten Henrys Agenten die Universitäten Englands; Auf Anraten von Thomas Cranmer sollten diese in Sachen Gültigkeit der Ehe Stellung nehmen – und sie stimmten Henry zu. Nun bat Henry den französischen König François I. um denselben Gefallen bei den französischen Universitäten. Da François I. Unterstützung gegen Karl V. als Gegenleistung erhielt sorgte er dafür, dass auch die französischen Universitäten für Henrys Angelegenheiten sprachen. Die italienischen Universitäten ließen sich durch Bestechung ebenfalls zu den gewünschten Resultaten verleiten.
Gleichzeitig studierte Henry ein Werk von Thomas Cranmer namens „Collectanea sabtis copiosa“. In dieser Schrift ging es um die Suprematie des gesalbten Königs und das allein Gott über ihn steht und er somit unabhängig vom Richterspruch des Papstes ist. Zudem vertrat dieses Werk die Ansicht, dass jeder Engländer nur in England vor Gericht rechtmäßig verurteilt werden könne und eine fremde Rechtsprechung ungültig sei. Untermauert wurde diese Aussage dadurch, dass das Gesetz der Kirche besagt, dass im Streitfall dieser Streit nur in der jeweiligen Kirchenprovinz verhandelt werden darf, in der dieser Konflikt stattfand. Ein englischer Gesandter sollte auf diesen Argument den Papst davon überzeugen den Annullierungsprozess wieder nach England zu übergeben. Der Papst schlug den englischen Agenten vor, dass Henry Anne auch ohne Annullierung von der Ehe mit Catalina heiraten könne, da dies ein kleineres Übel wäre als die Annullierung.
Aufgrund der Praemunire* wurden im Herbst 1530 der gesamte englische Klerus verklagt, die Anklage wurde allerdings nicht durchgesetzt.
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Thomas Cranmer |
Am Ende des Jahres war der Staatsrat, der über Henrys Annullierung entscheiden sollte, in drei Lager geteilt. Die größte Gruppe waren die katholischen Anhänger, die gegen die Annullierung waren. Unter ihnen befand sich auch Thomas More. Das zweite Lager bestand aus „radikalen Denkern“, die sowie der König der Meinung waren, dass die Annullierung eine englische Angelegenheit sei. Unter ihren Anhängern waren Bischof Cranmer, Thomas Cromwell und Annes Bruder George Boleyn. Die dritte Gruppe war stark politisiert und bestand aus den Menschen, die einst gegen Wolsey operierten. Sie wollten ohne Angriff auf den Klerus den Papst für Henrys Annullierung gewinnen. Ihre Vertreter waren die Herzöge Suffolk und Norfolk.
*Praemunire = Altes englisches Gesetz, dass dem König von England erlaubte alle päpstlichen Schriften zu begutachten und zu bestimmen ob diese in England gültig sind. Wer also einen päpstlichen Erlass befolgte, den der König nicht eingewilligt hatte, konnte verurteilt werden. Meist waren die Strafen Güterkonfiskation und Gefängnis.
1531
Die Anklage der Praemunire gegen den englischen Klerus beruhte auf der Aussage, dass sie alle Wolsey gehorcht hatten und damit ebenfalls Henrys Autorität untergraben hätten. Gegen ein Bußgeld würde der König die Vergehen vergeben. Am 21. Januar hatte sich zunächst die südliche Konvokation* freigekauft und den König als Kirchenoberhaupt Englands anerkannt soweit die Gesetze Christis dies erlaube. Im Mai folgte die nördliche Konvokation.
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Thomas Cromwell
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Die kaiserlichen Agenten Karl V.s setzten den Papst unter Druck, so dass dieser ein Breve erlies, die Henry eine erneute Heirat verbot. Alle Kinder aus einer zweiten Ehe würden automatisch zu Bastarden erklärt. Zudem verbot er im Breve, dass kein Gericht über die Annullierung urteilen dürfe solang der Fall in Rom behandelt wird. Henry lies das Breve von seinen Rat bearbeiten.
Am 11. Juli brachen Henry und Anne mit seinen Hofstaat von Windsor auf. Ohne ein Wort des Abschieds blieb Catalina dort zurück und erhielt das Verbot Henry nach zu reisen. Zudem sollte sie vor Henrys Rückkehr den Palast verlassen haben und mit nur wenigen Dienern zum Landsitz „The Moor“ übersiedeln. Sie sollte Henry nie wieder sehen.
*Konvokation = Die parlamentarische Kirchenversammlung Englands. Seit dem 15. Jahrhundert in zwei Häuser gegliedert mit gleichen Kompetenzen wie das Parlament.
1532
Im März des Jahres wurde das Annatengesetz verabschiedet. Dieses Gesetz beinhaltete, dass der König Oberhaupt der englischen Kirche ist und damit auch richterliche Gewalt in kirchlichen Gerichtsverfahren hat. Zudem durften Konvokationen keinen Fall ohne königliche Zustimmung erörtern. Die Verhandlung über Ketzerei durfte nun auch nicht mehr von kirchlichen Gerichten verhandelt werden, sondern von einen extra vom König eingerichteten Gericht.
Als die Konvokation die königliche Suprematie, die mit dem Annatengesetz einherging, in Frage stellte, zog sich vor allem der Klerus Henrys Zorn zu. Jedoch fügte sich am 15.Mai der Klerus. Einen Tag darauf, am 16. Mai, legte Thomas More sein Amt als Lordkanzler nieder.
Nun war alles soweit, dass Henry den Bruch mit Rom vollziehen konnte, da das Annatengesetz den Papst sehr unter Druck setze, doch Henry wartete. Der Papst reagierte nicht. Als Anne aber Ende des Jahres eine Schwangerschaft feststellte, sie gab Henry Drängen wohl im Sommer nach, war Eile geboten, da das Kind ehelich zur Welt kommen sollte.
1533
Am 25. Januar ehelichte Henry Anne heimlich. Im März wurde Thomas Cranmer offiziell Erzbischof von Canterbury, da William Warham verstarb. Anfang April wurde ein Gesetz erlassen, dass alle kirchlichen Streitfragen nicht nach Rom gesandt werden. Darauf folgte der Annullierungsprozess von Henry und Catalina, in dem Erzbischof Cranmer die Ehe für ungültig erklärte. Anschließend wurde die Ehe zwischen Henry und Anne verkündet und für gültig erklärt.
Catalina galt nun als Prinz-Witwe von Wales.
Mit diesem fast sieben Jahre dauernden Hin und Her wurde der Grundstein der englischen Kirche gelegt, mit protestantischen Charakter und katholischen Ritualen.